KraftReise – Vom Lernen und der Leichtigkeit

Wann hast Du das letzte Mal etwas Neues ausprobiert? Etwas, was Du noch nie zuvor gemacht hast?Wie geht es Dir dabei etwas neu zu lernen? Was denkst Du dabei über Dich?

Ich finde es sehr interessant mich zu beobachten, während ich unbekannte Dinge tue, die ich (noch) nicht kann oder kenne. Sei es ein neues Hobby, eine neue Arbeit oder ein Gespräch mit einem fremden Menschen – immer wieder fällt mir auf, wie hart ich dabei zu mir selbst bin. Zu meiner Begeisterung und Motivation mischt sich eiserne Disziplin und Kritik. Ich verlange von mir Bestleistungen – auf einem Gebiet, dass ich noch überhaupt nicht kenne. Wenn etwas nicht schnell gelingt, werde ich ungeduldig. Mache ich Fehler, schimpfe ich mich in Gedanken selbst aus. Obendrauf kommt eine giftige Portion „Vergleichen mit den anderen“. Passendenderweise genau mit denjenigen, die schon langjährige Erfahrung auf dem Gebiet haben, das ich grade neu entdecke. So verwandelt sich meine Freude nicht selten zu einem verbitterten Kampf gegen mich selbst. Hast Du das auch schon einmal erlebt? Ich frage mich, wie es kommt, dass ich (und ich kann mir vorstellen, dass ich damit nicht allein bin) alles direkt richtig und gut machen möchte. Es kommt mir so vor, als würde ich Lernen mit „schon können“ verwechseln. Dabei geht es doch vielmehr darum mich auszuprobieren, Fehler zu machen und jeden kleinen Fortschritt zu genießen, oder?

Neu anfangen

Wenn Du meine KraftReise schon länger verfolgst, weißt Du vielleicht, dass ich vor ein paar Wochen einen neuen Job neben meinem Studium angefangen habe. Ich liebe die Arbeit. Sie erinnert mich an meine Kindheit – wie ich stundenlang in meinem Kinderzimmer mit der alten Kasse meiner Oma gespielt habe. Und an das coole Piep-Geräusch, das immer ertönt, wenn ein Artikel über den Scanner an der Kasse gezogen wird. Damals wollte ich unbedingt Verkäuferin werden (neben meinen anderen Berufen als Popstar, Tierärztin und Psychologin versteht sich). Fast zwölf Jahre hat es gedauert, um mir den Traum zu erfüllen. Zwar bin ich keine Verkäuferin, darf aber trotzdem den ganzen Tag durch ein Lager tigern, um Gewürze einzusammeln und abzuscannen – und das MIT PIEP-GERÄUSCH! Ich darf Geschenkboxen zusammenstellen, Adventskalender basteln und alles hübsch verpacken. Alles in allem: Es ist genau der Ausgleich, den ich zum vielen philosophieren und tief nachdenken gesucht habe.

Und trotzdem erwische ich mich gelegentlich dabei, wie ich mich selbst kritisiere, weil ich nicht schnell, nicht ordentlich oder produktiv genug bin. In den ersten Tagen habe ich verzweifelt mit dem Paketband-Abroller gerungen. Beim Falten der Geschenkboxen schneide ich mir regelmäßig in die Hände. Und die Wagen, mit denen ich versuche durch das Lager zu flitzen sind für meine Größe ziemlich unhandlich. Ich wollte um jeden Preis einen guten Eindruck machen, was dazu führt, dass ich hektisch, ungeduldig und mürrisch werde, sobald etwas nicht auf Anhieb funktioniert.In meiner Freizeit ist es nicht anders. Sobald ich mich etwas unbeholfen anstelle, Missgeschicke passieren oder ich Fehler mache, geht meine Freude flöten und macht der Selbstabwertung Platz. Kennst Du das?

Lernen mit Begeisterung

Ich habe mich gefragt, wie ich das Lernen für mich wieder in etwas Aufregendes verwandeln kann, das Spaß macht. Ich erinnere mich noch gut daran, wie viel Freude ich als Kind am Lernen hatte. Ich habe mich auf alles Unbekannte gestürzt, hatte tausend Ideen, die ich ausprobieren wollte. Dabei bin ich hingefallen, habe mich verspielt, kuriose Kunstwerke aufs Blatt gezaubert und schiefe Töne von mir gegeben. Alles gehörte mit dazu. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, dass ich mich dafür verurteilt habe. Im Gegenteil: meistens führte es zu viel Gelächter und dem nächsten Versuch, bis ich es irgendwann konnte. 

Was würde die kleine Sarah davon halten, wenn sie sehen könnte, wie ich heute mit mir umgehe? Vermutlich wäre sie schockiert und würde fragen, warum ich so ernst und traurig wäre. „Warum hast Du keinen Spaß daran, das zu tun, was Du tun möchtest? Warum machst Du Dir Sorgen, was die anderen denken? Sie haben es doch früher auch noch nicht gekonnt… Wohin ist das Glitzern in Deinen Augen und Dein Lachen verschwunden?“ 

Lernen neu entdecken

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht tiefer darüber nachdenken, wie und warum ich die Leichtigkeit beim Lernen verloren habe. Mir schwirrt schon jetzt der Kopf voller Ideen, Vorschläge und Analysen. Dafür ist vielleicht ein anderes Mal Platz. Heute geht es mir viel mehr darum, zu überlegen, wer ich stattdessen ab JETZT sein möchte.
Wo möchte ich hin? Für mich steht fest: Ich möchte noch viel entdecken. Ich möchte mich ausprobieren, mir meine Träume erfüllen (die zum Teil ziemlich herausfordernd werden könnten) und das Leben mit offenen Augen entdecken. Ich möchte mit Begeisterung und positiver Neugier lernen. Ich möchte interessante Menschen und Kulturen kennenlernen, mich von ihnen und ihrer Geschichte inspirieren lassen. 
Wie/wer möchte ich dabei sein? Ich möchte begeistert sein. Entspannt. Locker. Aufgeschlossen. Neugierig. Humorvoll. Motiviert. Authentisch. Ehrlich (ich möchte auch Frust und Wut zulassen – aber als Antrieb und nicht als Bremse). Ich möchte wie ein Schwamm sein, der alles in sich aufsaugt und selbst vor Ideen übersprudelt.
Sobald ich merke, dass ich dabei selbstkritisch nach Perfektion strebe, möchte ich anhalten, um tief auszuatmen und mich daran zu erinnern. Und jetzt ersetze ich „möchten“ mit „tun/sein“. Ich begegne Neuem mit Freude und Leichtigkeit. Ich feiere meine Fehler genauso wie meine Fortschritte. Und ich weiß ganz genau, was ich tun und wer ich sein möchte.
Wie sieht es bei Dir aus?
Wie warst Du als Kind? Wie hast Du damals gespielt und gelernt?Wo möchtest Du hin? Und wie/wer möchtest Du dabei?

Meine zwei Schlüssel

Ich habe für mich zwei großartige Schlüssel gefunden, die mir dabei helfen, meine Härte aufzuweichen. Zum einen ist das der Humor. Lachen macht vieles viel leichter – und (wer hätte das gedacht) lustiger. Probiere es mal aus. Wenn Dir das nächste Mal ein Missgeschick passiert, sieh die Komik in der Situation und lache. Ich verspreche Dir: Es tut gut. 
Und zum anderen frage ich inzwischen viel öfter nach Tipps von Menschen, die auf dem Gebiet, dass ich kennenlerne, schon Erfahrung haben. Um Hilfe zu bitten, fällt mir teilweise schwer. Da meldet sich wieder die gute alte Sorge um meine Verletzlichkeit. Doch ich weiß inzwischen, dass mich meine Verletzlichkeit stark und authentisch macht. Es sind Menschen, die ihre Schwächen zeigen, die ich bewundere. Sie wirken so viel menschlicher als jemand, der alles schon kann und überall glänzt. Und es ermutigt mich zu wissen, wie gerne ich selbst helfe. Warum sollte ich anderen Menschen diese Möglichkeit vorenthalten? Ich hoffe, dass ich Dir vielleicht durch meine Gedanken ein bisschen mehr Leichtigkeit und Freude am Lernen schenken kann. Ich wünsche mir, dass Du Deine Träume erfüllst, Neues entdeckst und mit Begeisterung lernst. Am besten noch heute.

Danke, dass es Dich gibt und, dass Du hier bist!
Deine Sarah

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