KraftReise – Die Schatten meiner Vergangenheit

Dies ist eine besondere Woche für mich. Sie steckt voller Erinnerungen an eine Zeit, in der ich mich und mein Leben fast aufgegeben hatte und mich stattdessen in die Abgründe der Magersucht fallen ließ. Diese dunklen Erfahrungen aus meinem Leben liegen in dieser Woche genau ein Jahr zurück. Seitdem wage ich mich Schritt für Schritt aus dem Loch hervor. Ich entdecke langsam, wer ich bin, wenn die Essstörung nicht mehr meine Identität bestimmt. Ich erkenne, wie sich mein Leben ohne Magersucht anfühlen kann. Und ich versuche meine Vergangenheit hinter mir zu lassen. Ich konzentriere mich ganz darauf, wo ich in diesem Augenblick bin und blicke kraftvoll nach vorne.

Ich bin nur mit meiner Vergangenheit ganz

Aber manchmal zwingt mich etwas dazu, zurückzublicken. Besonders in Wochen wie diesen schleichen sich Bilder in meine Träume. Gefühle kommen hoch und Erinnerungen holen mich ein. Es fällt mir schwer, diese Erfahrungen als ein Teil von mir anzunehmen – denn sie sind mit so viel Schmerz verbunden. Gleichzeitig weiß ich, dass ich genau das brauche, um zu heilen. Ich kann mich entscheiden, ob ich mich in den Schmerzen verliere und mich von ihnen lähmen lasse – oder, ob ich sie nutze, um aktiv zu werden und eine neue Energie in mein Leben zu bringen. 

Das was ich erlebt habe gehört zu mir. Es gehört zu der, die ich bin. Dadurch kann ich heute andere Menschen dazu inspirieren sich auf den Weg und ihre KraftReise zu machen. 

Ich entscheide mich dafür, meine Erfahrungen zu nutzen, um mehr Licht, Lebensfreude, Mut und Verständnis in die Welt zu bringen. Deswegen traue ich mich heute, Dir meine Gedanken aus meinen dunkelsten Stunden anzuvertrauen. Damit möchte ich mir und dir zeigen, wie wertvoll es ist unsere Erfahrungen miteinander zu teilen – auch wenn es mich angreifbar und verletzlich macht. Ich glaube daran, dass wir uns durch Mitgefühl und Verständnis zusammen weiterentwickeln können, um über unsere Grenzen hinauszuwachsen.

Ich bitte Dich jedoch, den Tagebucheintrag nicht zu lesen, wenn Du dich selbst grade kraftlos und leer fühlst und merkst, dass die Worte Deine Gedanken befeuern. Ich war damals durch meine Anorexie schwer depressiv. Achte gut auf Dich, während Du weiterliest. Ich bin überzeugt, dass Mitgefühl und Verständnis nur entstehen können, wenn wir uns über unsere Kraft, unseren Wert und die lebensfrohe Energie in uns bewusst sind.

Tagebuch 13.September 2020

Tagebucheintrag vom 13.September 2020

Diesen Tagebucheintrag habe ich vor einem Jahr nachts in mein Handy getippt. Wenn ich die Worte heute lese, rollen mir dicke Tränen über die Wangen. Ich kann nicht begreifen, wie es so weit kommen konnte. Heute kommt es mir vor, als wäre die Sarah, die diese Worte gedacht und geschrieben hat, nicht ich. Als wäre alles nur ein grausamer Film, nicht real und weit weg. Aber das war und ist es nicht. Und ich weiß, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der jemals so gedacht hat. Ich habe viele Mädchen, Jungs, Frauen und Männer kennengelernt, die sich darin wiederfinden können. Jede/r hat seine/ihre eigene individuelle Geschichte. Was uns verbindet ist die Angst, sie laut auszusprechen. Auch ich habe Angst davor, was Du über mich denkst, wenn Du meine grausamen Gedanken liest. Welches Bild wirst Du von mir haben? Es mag sein, dass Du sie nicht nachvollziehen kannst und Dich von mir abwendest. Mir ist es aber ganz wichtig, sie trotzdem zu veröffentlichen. Schon damals habe ich nichts mehr gewünscht, als mich jemandem anzuvertrauen und dadurch vielleicht Unterstützung zu finden. Mit meinem Schritt möchte ich jeden dazu ermutigen zu sprechen, Dich zu öffnen und ehrlich zu zeigen, was in Dir vorgeht – egal was es ist.

Es bedeutet mir die Welt, meine Erfahrungen offen teilen zu können.
Danke, dass Du mir zuhörst!
Deine Sarah

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