KraftReise – Die Wellen und das Meer


Der Sog zieht mich gewaltsam mit sich.
Nach unten in die schwarze Tiefe.
Dunkelheit. Enge. Keinen Zentimeter Sicht.


Hinauf in die Stromschnelle.
Alles dreht sich im Kreis.
Aus allen Richtungen stürzt es auf mich ein.
Droht mich zu erdrücken. Unter seiner Last zu begraben.

Zur Seite – mal hier und mal dort.
Ich treibe in seichtem Gewässer.
Doch ich finde keinen Halt.
Der ich schützt vor der Macht.
Die mich erneut nach unten zieht.

Hilflos ausgeliefert.
Der Macht der Wellen

– Sarah


Ohnmacht

Hast Du schon einmal Ohnmacht gespürt? So als wärst Du dem Leben hilflos ausgeliefert? Kennst Du die Hektik, die Enge in der Brust und die Anspannung in den Muskeln, wenn das Leben wie ein tosender Strudel scheint, der alles mitzureißen droht?

Ich kenne das Gefühl sehr gut. Besonders in den letzten Tagen und Wochen kam es mir oft so vor, als wäre mir alles entglitten. Die Stabilität zerfloss wie Wasser in meinen Händen. Nicht nur im Außen, auch in mir. Der Umzug in die eigene Wohnung kam zu schnell – irgendwie unerwartet, obwohl ich schon viele Wochen darüber Bescheid wusste. Es fühlte sich an, als wäre ich noch nicht bereit dazu. Und ich wusste nicht einmal warum. Der Strom der Unsicherheit riss mich mit sich. Doch statt mich in ihm treiben zu lassen, kämpfte ich dagegen an. Ich wollte mich so gerne an das Glück klammern, das ich im Allgäu gespürt habe. Aber es funktionierte nicht. Stattdessen prasselten aus allen Ecken neue Ängste auf mich ein. Werde ich einen Job finden? Wie soll ich mein Leben finanzieren? Was soll ich studieren? Was will ich studieren? Wie wird es sein, wieder in die Umgebung zurückzugehen, in der es mir vor zwei Jahren so schlecht ging? Was ist mit Strom oder Internet? Kriege ich das alles hin? Es hörte nicht auf. Der Widerstand war zwecklos.

Meine neue Taktik lautete: Ablenkung. Ich stürzte mich verbissen ins Kisten packen, aussortieren und aufräumen. Zum Glück bietet so ein Umzug viele Möglichkeiten mich abzulenken. Meine To-Do Listen wuchsen und wuchsen. Aber irgendwann war alle Arbeit getan (so ein Mist aber auch…). Was jetzt? In den kleinen Pausen zwischen meinen selbst auferlegten Aufgaben waren Angst und Unsicherheit größer denn je. Heimlich still und leise schlich sich Frust und Wut dazu. Ich merkte, wie ich mich in alte Muster flüchtete. Perfektionismus, Hyper-Produktivität, mich allem anpassen, es allen Recht machen wollen, Kontrolle und das Schlimmste: in die Essstörung. All das, um mich vor der Unsicherheit abzulenken. Die Selbstvorwürfe wurden immer lauter. Und mit ihnen die Ohnmacht und die Unsicherheit. Es ist ein fieser Teufelskreis.

Wie kann ich diesem Teufelskreis entkommen? Wie reagierst Du auf Unsicherheit, Angst und Ohnmacht? Flüchtest Du, Lenkst Du Dich ab, Erstarrst Du oder hast Du, was ich mir sehr wünsche Deinen Ausweg gefunden? Ich weiß, dass mir Widerstand, Kontrolle und Ablenkungen nicht helfen. Das ist eine Illusion, in der ich jahrelang gelebt und die mich regelrecht zerstört hat. Das Wissen hilft mir dabei, schnell zu merken, wenn ich mich wieder einmal in ihr verfange.


Der Sog zieht mich mit sich.
Nach unten in die Dunkelheit.
Ich gebe mich ihm hin.
Lasse mich in die Tiefe sinken.

Stille. Schwarz. Ein Flüstern.
Es erzählt von der Angst.
Ich sehe sie an – spüre sie in mir.
Schwerelos und Weich.


In der Tiefe sehe ich ein Licht.
Aber nur, weil es um mich herum dunkel ist.
Ich beobachte die Wellen.
Wie sie tanzen an der Oberfläche.
Sie erdrücken mich nicht.
Denn ich bin das Meer – aus dem die Wellen gemacht sind.


Innere Tiefe

Nachdem ich mich selbst in meinen Mustern ertappt habe, meldete sich ein kleines Flüstern zu Wort. „Ruh Dich aus, Sarah. Halte an und atme.“ Mist. Genau das wollte ich nicht hören. Warum gibt es immer noch keine Wunderpille, die das für mich löst? Ganz einfach: Weil die einzig wahre Heilung in mir steckt. Unsicherheit und Angst sind natürlich. Sie sind ebenso ein Teil von mir wie Freude und Hoffnung. Und gleichzeitig bin ich mehr als sie alle. Meine Gedanken und die Emotionen, die sie auslösen sind Wellen an der Oberfläche des Meeres. Oft kommt es mir so vor, als wäre ich diesen Wellen hilflos ausgeliefert. Mal sind die Wellen aus Gedanken gemacht, mal aus Emotionen und mal sind es äußere Umstände (die ich ja auch durch Gedanken und Emotionen unbewusst in mein Leben ziehe). Sie sind manchmal flacher, ein anderes Mal tosen sie im Sturm. Die Wellen scheinen über mich zu regieren. Aber ist das wirklich so? Was liegt unter den Wellen?

Unter den Wellen liegt die Tiefe des Meeres. Egal, wie heftig der Sturm tobt, hier unten ist es still und ruhig. Sobald ich aufhöre mich gegen die Wellen aufzulehnen kann ich mich entspannen, um in das Meer einzutauchen. Ich werde ruhig, atme. Das Gebrüll der Angst wird zum Flüstern. So kann ich ihm endlich zuhören. Es ist weniger bedrohlich. Meine Angst erzählt mir davon, dass ich unglücklich sein könnte, wenn ich meinen Ansprüchen nicht entspreche. Sie erzählt, dass sie mich dem Gefühl der Minderwertigkeit schützen will.
Ich bin dankbar, dass sie das tut. Trotzdem bin ich bereit, das Risiko einzugehen. Denn Wachstum ist manchmal schmerzhaft. Die Möglichkeit zu scheitern besteht immer. Aber inzwischen weiß ich, dass ich genug Liebe und Stärke in mir habe, um mit allem was kommt fertig zu werden. Ich brauche Erfahrungen, um zu lernen. Wenn ich nicht bereit bin Fehler zu machen, werde ich nie herausfinden, wie es richtig geht. Ohne die Dunkelheit werde ich mein Licht nie sehen können.
Was ich tue, tue ich aus meiner Tiefe heraus – mir kann nichts passieren.

Wie ist es bei Dir? Was hilft Dir, Dich aus der Unsicherheit zu befreien?
Von was hält Dich Deine Angst bisher noch ab? Was würdest Du gerne tun?
Ich wünsche Mir und Dir, dass Du es tust. Für Dich. Und für die Welt – denn je mehr Menschen mit der Unsicherheit an der Hand mutig ihren Weg gehen, desto mehr Lichter leuchten den Weg für andere.

Ich freue mich, wenn Du auch nächste Woche wieder vorbei schaust und auch über Deine Erfahrungen in den Kommentaren.
Alles Liebe und ganz viel Kraft,
Deine Sarah

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