KraftReise – Illusion

Wie fühlst Du Dich, wenn Du nach einem langen Höhenflug ein wenig ins Straucheln gerätst?
Wie gehst Du in solchen Momenten mit Dir selbst um, in denen Du realisierst, dass das was Du Dir ausgemalt hast, doch nicht so einfach zu erreichen ist und Du Dich grade eher in eine ganz andere Richtung bewegst?
Verzeihst Du Dir, wenn mal etwas schief geht? Steckst Du den Kopf in den Sand?
Erlaubst Du Dir, um Hilfe zu bitten? Oder ziehst Du Dich lieber zurück?

Verstecken und Verschleiern

Bisher habe ich mich in Situationen, in denen ich mich hoffnungslos und niedergeschlagen gefühlt habe immer zurückgezogen. Ich habe Angst davor, meine Schwächen und Fehler vor anderen Menschen offen zu zeigen. Besonders, wenn mir diese Personen sehr am Herzen liegen. Ich möchte niemandem zur Last fallen oder Sorgen bereiten. Viel lieber will ich der positive Sonnenschein sein, in dessen Nähe sich jeder wohl fühlt. Da haben Sorgen und Ängste keinen Platz. Am meisten Angst habe ich jedoch vor mir selbst. Es klingt paradox, aber ich habe tatsächlich Angst davor, ich könnte mich selbst nicht mehr mögen, wenn ich Fehler mache oder „schwach“ bin. Wertvoll konnte ich mich nur fühlen, wenn ich mein Leben im Griff hatte und rundum glücklich war. So habe ich sehr lange gedacht und gelebt. Ich habe mich vor mir und der Welt versteckt, alles mit Glitzer bestreut, das nicht glänzte und zwanghaft gute Miene zum Bösen Spiel aufrechterhalten. Aber tief in mir brodelten Angst, Trauer, Wut, Verzweiflung und Scham. Sie bestimmten unterbewusst mein Leben und machten es schwer, die scheinhafte Welt aufrecht zu erhalten, geschweige denn zu genießen

Rückzug in die Scheinwelt

Ich würde gerne sagen, dass ich selbst irgendwann erkannt habe, wie mich die Illusionen zerstörten und, dass ich ihnen von da an den Rücken zugekehrt habe. Aber ganz so ist es nicht. Im Gegenteil: Sobald ich verstanden habe, wie sehr ich in meiner Scheinwelt gelebt und alles andere verdrängt habe, wurde der Wunsch mich zu verkriechen nur noch stärker. Die Scham war so groß, dass ich mich vor niemandem traute, darüber zu reden, wie es wirklich in mir aussah. Und wenn ich es doch tat, setzte ich ein zuversichtliches Lächeln auf und erklärte (mehr mir selbst als den anderen), dass ich alles im Griff hatte. Ich betonte immer wieder, wie groß mein Willen war und, dass ich doch eigentlich alles verstanden hatte und wüsste was zu tun war. Glitzer über Glitzer und noch ein bisschen Sprühsahne obendrauf. Der Angst, Den Zweifeln, Der Trauer, Der Wut und der Verzweiflung in mir schenkte ich keine Beachtung. Und das war nicht einmal das Schlimmste. Noch schlimmer war, dass ich zwar redete und redete, mir mein Glück ausmalte und allen davon erzählte, wie positiv ich doch war – aber nichts in diese Richtung unternahm. Fast so als würde ich mir mit fest zugekniffenen Augen wünschen auf dem Berg zu stehen, ohne einen Schritt hinauf gehen zu wollen. Da ich nicht bereit war, den Vorhang fallen zu lassen, nahm das mein Unterbewusstsein bald selbst in die Hand und ließ das Kartenhaus mit einem großen Knall einstürzen. 

Die Illusion auflösen

Ich erinnere mich an das befreiende Gefühl, endlich alles aussprechen zu können. Ich habe mich noch nie vorher so ängstlich, befreit und gelöst gleichzeitig gefühlt. Es tut zwar verdammt weh, mir und anderen zu gestehen, dass meine Scheinwelt nur ein Schein war. Und ich brauche jedes Mal viel Mut, mir die Dunkelheit anzusehen, die unter dem Schein verborgen liegt. Aber ich habe gelernt, dass ich stark genug bin, mich der Dunkelheit zu stellen und aus ihr Kraft zu schöpfen, um weiterzugehen. Ich bin nicht nur Licht, ich bin nicht nur positiv, ich bin nicht nur nett und freundlich. Ich trage auch Schatten in mir, Ängste, Sorgen, Zweifel. Und ja, auch ich bin manchmal neidisch, reizbar und unfreundlich.
Ich glaube daran, dass Ich nur Licht sein kann, weil ich auch Schatten in mir habe.
Illusionen sind wie Gift, die sich immer wieder in mein Leben schleichen. Jedes Mal, wenn ich sie bemerke, versuche ich mir vor Augen zu führen, wie unglücklich ich in der Scheinwelt bin und wie befreiend es ist, das anzuerkennen, was eben grade da ist.

Warum ich Dir das alles erzähle? Weil ich in den letzten Tagen eine Illusion platzen lassen durfte. Vielleicht erinnerst Du Dich daran, dass ich mich dazu entschieden habe, intuitiv Essen zu wollen. Ich habe fest daran geglaubt, dass das der nächste Schritt auf meinem Heilungsweg sein sollte. Aber ich habe gemerkt, dass ich mich noch sehr unsicher fühle und es noch zu viele Ängste und ungelöste Themen in mir gibt, die mich bremsen. Ich weiß noch nicht, welche Themen, Emotionen oder Glaubenssätze das sind. Aber ich merke, dass sich einiges in mir zusammengebraut hat, das ich viel zu lange beiseite geschoben habe.
Ich habe gemerkt, wie ich in alte Muster verfallen bin. Erst habe ich mich, wie so oft, so sehr geschämt, dass ich schon fleißig dabei war die Glitzereimer zusammenzusuchen und mich zurückzuziehen. Ich bin so dankbar, dass ich diese Woche eine gute Freundin in meiner Nähe hatte, der ich mich anvertrauen konnte. Ich weiß, dass das Intuitive Essen und ein Leben im Einklang mit meinem Körper weiterhin mein Ziel ist. Aber ich weiß auch, dass meiner Intuition zu folgen genauso bedeuten kann, mich noch nicht bereit zu fühlen. Deswegen gehe ich noch einmal einen Schritt zurück. Ich schaue mir die Dunkelheit an und genieße die Sicherheit, die mir ein Essensplan und Routinen geben. Denn ich bin nicht bereit dazu, mich noch einmal in einer Illusion zu verlieren.
Ich verzeihe mir, dass ich Fehler mache. Ich liebe mich genau so sehr mit Ängsten und Schwächen. Ich bitte um Hilfe. Und: Ich vertraue mich anderen Menschen an.

Denn ich bin überzeugt davon, dass ich nicht allein mit meiner Angst bin. Und ich möchte gerne dazu beitragen, dass es ganz natürlich wird, auch über die Schatten offen zu reden.

Ich wünsche Dir von Herzen Alles Liebe,
Deine Sarah

2 Kommentare zu „KraftReise – Illusion

  1. Und ich liebe dich genauso sehr mit deinen Ängsten und Schwächen! Toll, dass du sie dir ansiehst und nicht so tust, als ob… Das ist sehr mutig!

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