KraftReise – Raum

Mein neuer Lieblingsraum

Während ich diese Zeilen schreibe sitze ich an einem meiner neuen Lieblingsplätze. Der Ort ist für mich so besonders, weil er eine unendliche Weite ausstrahlt und mir gleichzeitig Rückzug und Schutz im Schatten der Bäume schenkt. Dieses kleine Fleckchen Erde verkörpert das, wonach ich mich seit vielen Jahren am allermeisten sehne: Raum für mich

Angst zu viel Raum einzunehmen

Mir ist aufgefallen, dass ich mich oft unwohl fühle, wenn ich große Mengen esse, sich mein Bauch ausdehnt oder ich mich voll fühle. Lange habe ich das einfach der Essstörung zugeschrieben und geglaubt das würde damit zusammenhängen, dass ich auf gar keinen Fakt zunehmen wollte. Doch auch jetzt, obwohl ich zunehmen möchte, kommen Schuldgefühle, Scham und Abneigung in mir hoch. Das hat mich erschreckt. Ich habe mich gefragt, ob es daran liegen könnte, dass ich mich unterbewusst vielleicht doch noch nicht komplett für ein Leben ohne Essstörung entschieden habe. Deswegen habe ich mir die Zeit genommen, mir das Gefühl einmal etwas genauer anzuschauen.
Ich bin überzeugt davon, dass jedes Gefühl eine Botschaft für mich hat. Vielleicht erkenne ich sie nicht immer sofort, aber es hat sich bisher immer gelohnt tiefer zu gehen, um etwas wertvolles in mir zu entdecken.
Vielleicht fragst Du Dich grade was das alles mit „Raum“ zu tun hat (das würde ich ziemlich wahrscheinlich tun). Dazu komme ich jetzt:

Wenn ich an große Mengen Essen, an einen gewölbten Bauch und an Völlegefühl denke merke ich, wie sich mein Magen zusammenzieht und ich Angst bekomme. Ich denke ununterbrochen: „Das ist/war zu viel. Ich bin zu viel.“
Das finde ich spannend. Warum habe ich Angst davor, zu viel von etwas zu nehmen oder zu viel zu sein?
Je länger ich über diese Frage nachgedacht habe, desto mehr Erinnerungen und Gefühle kamen im mir hoch – Momente, in meinem Leben in denen ich bewusst und unbewusst davor gewarnt wurde nicht zu viel zu sein. Ich habe mich dazu entschieden niemals laut, stur, dominant, nicht maßlos und in keiner Form „drüber“ zu sein. Denn ich habe erlebt, dass mein Umfeld abwertend über Menschen gesprochen hat, die sehr selbstbestimmt waren. Das waren dann AngeberInnen, diejenigen die sich immer in den Mittelpunkt stellen, die Selbstverliebten, die Schwierigen und so weiter. Ich habe das damals so interpretiert, dass es schlimm ist selbstbestimmt zu sein und mich lieber versteckt. Ich wollte nie jemandem auf die Füße treten oder die Show stehlen. Also habe ich mich in den Schatten gestellt und die Bühne anderen Menschen überlassen. Wenn ich dann doch einmal im Scheinwerferlicht stand, weil ich zum Beispiel etwas sehr gut gemacht habe, habe ich mich aus Angst vor der Reaktion schnell wieder zurückgezogen. Ich habe mich nie wirklich getraut mein volles Potential zu zeigen. Denn ich wollte nicht zu viel sein. Ich wollte nicht auffallen.
Was ist, wenn ich diese Angst metaphorisch auf meinen Körper übertragen habe?
Ich möchte niemals zu viel sein. Die klare Konsequenz daraus ist federleicht und beinahe unsichtbar zu sein. Ein Körper der Raum einnimmt, ist ein Körper, der sichtbar ist. Viel zu essen bedeutet für mich, mir viel zu nehmen, viel Raum zu nehmen.

Der Wunsch nach Raum

Paradoxerweise habe ich durch die Anorexie zwar in meinen Verständnis keinen Raum eingenommen, war weder maßlos noch auf den Körper bezogen zu viel. Gleichzeitig stand und stehe ich durch die Essstörung im Scheinwerferlicht. Eine Essstörung erweckt Aufmerksamkeit. Nicht unbedingt durch lautes Verhalten, sondern viel mehr heimlich, still und leise.
Dadurch habe ich diese wertvolle Botschaft entdeckt:
Kein Mensch kann ohne Raum leben. Körper, Geist und Seele brauchen Raum, um sich zu erfahren. Wenn ich mir bewusst Raum für mich verbiete wird sich mein System unterbewusst einen anderen Weg suchen. In meinem Fall meine Essstörung.

Wie kann ich mir das, was mir meine Essstörung gegeben hat, selber geben?
Seit ich das erkannt habe achte ich ganz bewusst darauf, mir in meinem Leben Raum zu schenken. Ich gebe mir Raum, in dem ich mich zeigen kann und mich dabei wohl fühle. In diesem Raum bin ich ich und sorge für mich. Ich achte meine Bedürfnisse. Ich zeige mein Potential. Selbstbewusst und selbstbestimmt zu sein ist nicht schlecht. Es ist wunderschön, mir über mich selbst bewusst zu sein und aus diesem Wissen zu bestimmen, was mein Selbst grade braucht. Ich darf viel sein. Ich bin viel. Viel Liebe, viel Potential, viel Licht. Und das darf jeder sehen. Auch an meinem Körper.

Gibst Du Dir in Deinem Leben Raum?
Wie sieht Dein Raum aus?
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du Dir genau den Raum schenkst, in dem Du Dich glücklich fühlst!

Hab eine tolle Woche,
Deine Sarah

2 Kommentare zu „KraftReise – Raum

  1. Das hast du so schön geschrieben!
    Mach dich groß, weite Dich aus, gib dir Raum, sei du selbst! Zeig dich der Welt, du hast so viel zu sagen und zu geben!
    Esther ❤

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