KraftReise – Lebensbaum

Mein Lebensbaum

Als ich vor ein paar Tagen durch den Wald gelaufen bin ist mir eine wunderschöne Metapher in den Kopf gekommen:
Ich bin wie ein Baum. Was ich der Welt von mir zeige sind mein Stamm, der in dicht verzweigten Ästen mündet. An den Ästen wachsen Knospen, Blätter, Blüten und Früchte – und manchmal auch gar nichts. Ich verändere mich ständig – in einem unendlichen Kreislauf. Ich wachse, ich bilde neue Knospen, ich blühe und lasse dann die Blüten fallen, um Platz für saftige Blätter und Früchte zu machen. Diese Früchte dienen anderen Lebewesen als Nahrung, oder aber sie fallen ungenutzt ab. So wie ich auch meine Blätter nach und nach fallen lasse, um für eine Zeit lang ohne Kleid da zu stehen. Ich wechsle ständig die Form und die Farbe. Das ist es, was die Welt von mir sieht. Gleichzeitig bin ich tief in der Erde verwurzelt. Meine Wurzeln bleiben meist im Verborgenen. Doch sie sind es, die mich mit allem verbinden und mir Energie und Halt schenken. Durch meine Wurzeln kommuniziere ich auf einer tiefen Ebene mit allen anderen Bäumen und Pflanzen, die mich umgeben, während das Rascheln der Blätter das ist, was die Welt von mir hört. Es ist ein in sich wundervolles System, in dem alles perfekt zusammenspielt.

Von außen sieht es meist trostlos aus, wenn ich ohne Blätter bin. Doch in diesen Phasen regeneriere ich, tanke ich neue Kraft. Nur so kann ich neue Knospen bilden, neue Ideen und Vorstellungen von mir entwickeln, die dann, wenn sie wie Blüten „bestäubt“ werden, zu Früchten heranreifen. Die „Früchte meiner Ideen“, das was ich erschaffe und in die Welt bringe, sind für alles um mich herum bestimmt. Jeder, der möchte, darf sie pflücken, sie in sich aufnehmen. Aber keiner ist dazu gezwungen. Mir tut es nicht weh, wenn niemand meine Früchte isst. Dann werfe ich sie ab, ebenso wie meine Blätter, um erneut zu regenerieren und später neue Knospen, neue Ideen zu entwickeln.

Ich finde es wunderschön, das Bild auf mein Leben zu übertragen. Es macht es mir leichter, Veränderungen zuzulassen und jede Phase zu genießen. Denn jede Phase ist wertvoll für das ganze System. Auch ich entwickle mich ständig weiter. Ich wachse in dem Kreislauf von Kraft tanken, Ideen entwickeln, Ideen verwirklichen, Kraft spenden, loslassen und regenerieren.
Ich habe mich so bemüht, nur meine schönsten Blüten und Früchte zu zeigen, weil ich fest davon ausgegangen bin, dass nur sie wertvoll sind. Dabei habe ich meine Wurzeln und Äste völlig außer Acht gelassen. Ich wollte die Phasen von Regeneration und Loslassen am Liebsten auslöschen. Aber was passiert, wenn ich nur noch meine Blätter poliere und sie grün anmale, wenn sie sich zu verfärben beginnen? Wenn ich jede Blüte um jeden Preis festhalten, keine Frucht verlieren will und deswegen allem was langsam verwelkt und abfällt hinterhertrauere? Ich habe es jahrelang so gemacht. Wenn mir danach war mich zurückzuziehen oder mich auszuruhen habe ich mich nur noch mehr angespornt und mir gesagt ich solle mich nicht so anstellen. Ich habe das was ich nach außen gezeigt habe auf Hochglanz poliert und mit Glitzer bestreut, damit andere mich hübsch finden. Doch gleichzeitig bin ich langsam und schleichend von innen heraus gestorben. Das System ist aus dem Gleichgewicht geraten.

Jetzt weiß ich: Ich bin der ganze Baum. Ich bin die Veränderung. Ich bin der Kreislauf. Altes darf gehen. Neues darf kommen. Ich bin niemals gleich. Ich bin Regeneration. Ich bin Wachsen. Ich bin die Blüte. Ich bin das Loslassen. Und ich liebe es. 

Wie geht es Deinem Baum? Bist Du im Gleichgewicht?
Kannst Du loslassen? Erlaubst Du Dir das Alte hinter Dir zu lassen und zu regenerieren? Fühlt es sich gut an, Dich zurückzuziehen? Lässt Du neue Ideen entstehen und wachsen? Teilst Du Deine Ideen mit der Welt? 

Keine Sorge, Du darfst mit „Deinen Baum“ leben, wie Du möchtest. Ich möchte Dir hier nicht sagen, wie es richtig geht. Für mich war der Moment, als mir diese Metapher bewusstwurde, sehr befreiend und ich wünsche Dir, dass Du Dich genau so frei fühlst, wie ich es grade tue. 

Freiheit

Wenn es ein Gefühl gibt, das grade mein Leben bestimmt, dann ist es Freiheit. Ich fühle mich frei, genau die Sarah zu sein, die ich grade sein möchte. Ich fühle mich frei, das zu tun, was sich mein Herz wünscht. Ich laufe los ohne Ziel. Ich lege mich in Blumenwiesen und schaue in den Himmel. Ich springe nackt in verborgene Bäche und Seen. Ich lese, ich zeichne, ich schreibe. Ich rede mit Kühen und mit mir selbst. Ich tanze, lache und singe. Ich weine, wenn mir danach ist. Ich strahle vor Freude. Ich beobachte die Natur und freue mich über die intensiven Farben. Ich meditiere im Sonnenaufgang. Ich höre den Vögeln zu. Das ist es was mich grade glücklich macht. Und immer wieder denke ich: „Das ist mein Leben. Das bin ich. Das ist der Grund, warum ich niemals aufhören werde meinen Weg zu gehen und an das Licht in mir zu glauben.

Was die Stille erzählt

Gleichzeitig zeigt mir die Stille, die ich grade um mich habe, vieles was noch im Argen ist. Das ist sehr herausfordernd. Ich bemerke, dass ich mir noch nicht ganz vertraue. Ich habe immer noch Schwierigkeiten damit, mich in jeder Hinsicht selbst wertzuschätzen. Es fällt mir noch schwer, meine körperlichen Bedürfnisse wahrzunehmen. Ich weiß einfach nicht, wann mein Körper was braucht, weil ich die Signale noch nicht richtig hören oder deuten kann. Ich wäre gerne weiter als ich bin und bin dann sauer, weil ich doch eigentlich so achtsam „alles hinnehmen möchte, was ist.“
Und das alles passt in dem Kreislauf, den ich oben beschreibe. Ich entwickle mich. Es ist nicht so, dass ich auf einmal in die Höhe schieße und als fest verwurzelter, uralter, starker Baum dastehe. Nein, ich wachse und das ist auch gut so. Denn wer wäre mit zwanzig schon gerne eine riesige alte Eiche?

Ich möchte zum Schluss noch einen kleinen Erfolg mit Dir feiern: Ich genieße es inzwischen, Gerichte zu essen, die mir schmecken, ohne zu wissen wie viel Kalorien sie haben. Ich habe weder ein schlechtes Gewissen gehabt noch das Essen kompensiert. Das war fast zehn Jahre voller Kalorienangaben, Verboten und Essensregeln völlig unvorstellbar. Danke, dass es doch möglich ist!

Ich wünsche Dir eine tolle Woche und freue mich, wenn Du nächste Woche wieder hier bist!
Deine Sarah

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: