Wann hast Du Dich das letzte Mal richtig lebendig gefühlt?
Ironischerweise fühle ich mich oft besonders lebendig, wenn ich krank bin. Wenn meine Stirn dröhnt, meine Nase juckt und mein Hals kratzt wird mir mein Körper erst richtig bewusst. Es fühlt sich meistens nicht wirklich angenehm an – und trotzdem freue ich mich, dass ich in diesen Momenten all das wahrnehme. Denn oft schenke ich meinem Körper im Alltag nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit – ganz zu schweigen von Zuwendung und Liebe. Im Laufe meines Lebens bin ich mit meiner Aufmerksamkeit immer weiter von meinen Körperempfindungen weg, hinein in ein ungreifbares Feld von Gedanken gewandert. Das Gedankenfeld hat die Kontrolle übernommen – und mein Körper sollte sich gefälligst danach richten und „funktionieren“.
Doch der Plan ging nicht auf. Je mehr ich im Gedankenfeld unterwegs war, desto weniger Kontakt hatte ich zu meinen Körperempfindungen, meinen Gefühlen und meiner inneren Kraft. Während ich gedanklich mein Traumleben lebte (oder das, was ich unter meinem Traumleben verstand) stauten sich verdrängte und unbeachtete Gefühle unter der Oberfläche an. Sie brodelten so lange, schickten mir Botschaften in Form von Unwohlsein, körperlichen Symptomen und Anspannung bis alles in sich kollabierte und ich mich in einem riesigen Scherbenhaufen wiederfand. Das alles hätte vielleicht nicht sein müssen, wenn ich die kleinen Zeichen meines Körpers wahrgenommen hätte. Zwar wären die Schmerzen oder die Anspannung dadurch nicht wie von Zauberhand verschwunden, aber ich wäre nicht einfach über sie hinweg gegangen. Ich hätte sie mir anschauen und bewusst eine Entscheidung darüber treffen können, wie ich ihnen begegne.
Lebendigkeit heißt in diesem Sinne für mich nicht, mich großartig zu fühlen und putzmunter durch die Gegend zu hüpfen. Lebendigkeit bedeutet für mich präsent zu sein. Den Augenblick in all seinen Facetten bewusst wahrzunehmen und ihn zu lieben, so wie er ist.
Wie oft nimmst Du am Tag Deinen Körper bewusst wahr? Wann fällst Du in den Autopiloten? Kennst Du die kleinen Zeichen Deines Körpers, die er Dir schickt, um Dir zu sagen, was er grade braucht?
Ich liebe mein „Jetzt“. Wann sollte ich sonst leben?
Kennst Du das – Du machst grade Dein Frühstück und bist mit den Gedanken schon längst bei Deinen Aufgaben, den unbeantworteten E-Mails und der Einkaufsliste für das Abendessen?
Was war das nochmal, was ich gestern nicht vergessen wollte? Ach Mist, übermorgen muss ich meine Präsentation halten. Wie die anderen wohl regieren werden, wenn ich ihnen von meiner Idee erzähle? Was soll ich bloß anziehen? Und wann kann ich endlich Urlaub machen? Ist es schon zu spät etwas zu buchen? Was, wenn ich nichts mehr bekomme? Ich könnte XY mal fragen, ob sie Tipps für mich haben. Oh Mann, wie lange ich sie/ihn nicht mehr gesehen habe. Wann könnten wir denn mal wieder zusammen Grillen? Obwohl, ob das Wetter dann mitspielt? Im Moment regnet es ja die ganze Zeit.
Ich könnte den Gedanken-Monolog ewig weiterführen. Oft fühle ich mich meinen Gedanken ziemlich ausgeliefert. Ständig wandern sie herum und machen was sie wollen. Ich bin im Gedankenfeld überall, außer im Hier und Jetzt.
Und um ehrlich zu sein, macht mir das ab und zu sogar ziemlich viel Spaß. Mein Anspruch ist gar nicht, mich ausschließlich auf die Gegenwart zu konzentrieren und weder über meine Vergangenheit noch über die Zukunft nachzudenken. Allerdings verpasse ich mein Leben, wenn ich andauernd in einer anderen Zeit herumgeistere. Mein Leben passiert jetzt. Jetzt grade, während ich diese Zeile schreibe. Und ich liebe den jetzigen Augenblick.
In den letzten Tagen habe ich mir deswegen vorgenommen, einmal zu beobachten, wann und wie oft meine Gedanken abschweifen. Ich habe immer wieder angehalten, tief ein- und ausgeatmet und wahrgenommen, wie sich mein Körper anfühlt. Es war überraschend und wunderschön. Vielleicht hast Du auch Lust es mal auszuprobieren?
Ich werde mein Experiment noch ein wenig weiterführen und freue mich schon, Dir dann zu erzählen, was ich dabei entdeckt habe.

Wann warst Du das letzte Mal von innen heraus glücklich und erfüllt?
„Ich bin erfüllt, wenn ich mich lebendig fühle und mit meiner inneren Kraft verbunden bin.“ Dieser Satz hat mich in den letzten Monaten sehr geprägt. Es war der Gedanke, mit dem ich mich auf meine KraftReise gemacht habe. Seitdem habe ich immer wieder kleine Momente der Lebendigkeit erlebt. Einen dieser Momente möchte ich gerne mit dir teilen:
Es ist Dienstag. Meine Aufmerksamkeit hüpft heute herum wie ein Flummi. Während ich versuche mich auf meine Ausbildung zu konzentrieren beschäftigen sich meine Gedanken viel lieber mit potentiellen Wohnungen, einer Reise nach Afrika und trällern in Dauerschleife „It’s rainig man“. Das Wetter treibt sie heute besonders um. Seit Tagen regnet es. Ich werde ungeduldig und merke wie sich meine Stirn zusammenzieht. Stopp! Einatmen. Ausatmen. Wie fühle ich mich grade? Was will mein Körper mir sagen? Ich spüre den Impuls laut Musik anzumachen und wie verrückt zu tanzen. Wenn meine Gedanken rumspringen können, dann kann ich das auch. Zum Glück bin ich grade alleine zu Hause. Ich drehe die Musik auf volle Lautstärke. Dann stelle ich mich demonstrativ vor das Fenster, an dem die Regentropfen abperlen und tanze zu „Walking on Sunshine“ und „Lemontree“. Mit geschlossenen Augen drehe ich mich im Kreis, grinse über beide Ohren und lache laut los. Danke für diesen Moment!
Ein paar letzte Worte…
Ich möchte mich an dieser Stelle einmal bei mir selbst bedanken, dass ich, obwohl ich krank war, nicht aufgehört habe zu essen, auch wenn mir körperlich nicht immer danach war. Das war eine große Herausforderung. Ich bin stolz, dass ich mich ihr gestellt und sie überwunden habe. Und ich bin mächtig stolz, dass ich weiter zunehme und nicht aufhöre, wenn es unbequem wird.
Wofür möchtest Du Dir diese Woche danken? Was ist Dir gut gelungen? Worauf bist Du stolz? Egal, wie groß es ist. Ob es sichtbar oder unsichtbar ist. Ich freue mich mit Dir und schicke Dir ganz viel Kraft für die nächste Woche.
Deine Sarah