Meine KraftQuelle – das Tagebuch schreiben
Ich gehörte jahrelang zu den Menschen, die sich vornehmen endlich das Tagebuch schreiben für sich zu entdecken. Ich habe wunderschöne Bücher gekauft, zwei Seiten geschrieben und das Ganze dann zusammen mit meiner Motivation in der Ecke verstauben lassen. Was das Journaling angeht habe ich mich für einen hoffnungslosen Fall gehalten. Solltest Du grade verständnisvoll nickend vor Deinem Bildschirm sitzen, weil es Dir ganz ähnlich geht, möchte ich Dir sagen: Es gibt noch Hoffnung.
Zehn Jahre und einen großen Bücherstapel aus halb leeren Büchern später habe ich tatsächlich eine Leidenschaft für das Tagebuch schreiben entwickelt. Ich kann mein kleines Journal gar nicht mehr aus meinem Leben wegdenken. Es ist ein fester Bestandteil von meiner täglichen Morgen- und Abendroutine geworden und schenkt mir ganz viel Kraft für den Tag oder Entspannung für die Nacht.
Was ich am Journaling liebe
Das Tagebuch schreiben gibt mir die Möglichkeit meine Gedanken zu ordnen. Ich kann durch das Schreiben den Kopf frei bekommen und meinen Gefühlen freien Lauf lassen.
Für mich ist das wie eine Art Selbsttherapie.
Ich richte mich durch das Journaling am Morgen auf den Tag aus, organisiere mich und gehe mit positiver Energie in den Tag. Abends nutze ich die Zeit um meinen Tag zu reflektieren. Ich lasse das, was passiert ist hinter mir und kann so viel entspannter einschlafen.
Und oft hilft mir das Schreiben auch in schwierigen Momenten, um einen Augenblick durchzuatmen und Abstand zu nehmen. Ich schnappe mir dann einfach einen Stift und ein Blatt Papier und schreibe alles raus, was grade in mir vor geht. Dabei ist es mir egal, ob die Sätze überhaupt einen Sinn ergeben. Bei mir wirkt diese Methode wirklich Wunder.
Es beruhigt mich zu schreiben und ich liebe den Gedanken, in meinem Tagebuch einen treuen Begleiter gefunden zu haben, der immer für mich da ist und mir Kraft schenkt.
Den eigenen Zugang zum Tagebuch finden
Inzwischen ist mir klarer, was mich so lange beim Schreiben blockiert hat. Zum Einen bin ich mit einem unglaublichen Perfektionismus an mein Vorhaben ran gegangen. Ich wollte das perfekte Tagebuch. Es sollte genau so schön aussehen wie in den Filmen oder auf den vielen Fotos im Internet. Zum anderen war ich wahrscheinlich auch noch nicht bereit, wirklich persönlich über mich und meine Gedanken zu schreiben. Nicht einmal vor mir selber. Meine Emotionen und Gefühle haben mir Angst gemacht und deswegen wollte ich sie schon gar nicht auf Papier geschrieben sehen. Und zuletzt hat das Tagebuch schreiben einfach nicht zu mir oder in meinen Alltag gepasst. Und auch das ist vollkommen okay. Nicht jeder muss seine Leidenschaft im Journaling finden. Wenn Du merkst, dass Tagebuch schreiben einfach nichts für Dich ist, dann stress Dich nicht und lass es einfach. Es gibt viele andere schöne Dinge, die Dich auf ähnliche Weise erfüllen können.
Mir hat es sehr geholfen unterschiedliche Formen vom Tagebuch schreiben auszuprobieren, um meinen eigenen Zugang dazu zu finden. Ich wollte, dass mir das Schreiben gut tut und Energie schenkt. Und ich wollte auf jeden Fall vermeiden, dass ich mich im Perfektionismus verstricke oder mich verstelle um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen. Deswegen zeige ich meine Tagebücher zum Beispiel nicht. Sie sind nur für mich. Ein geschützter Ort, an dem ich ganz ich selbst sein kann, ohne beobachtet zu werden.
Die verschiedenen Formen von Tagebüchern
In meiner Phantasie habe ich immer ganz klassisch jeden Abend einen langen Brief in mein Tagebuch geschrieben, die Seiten mit Fotos und Eintrittskarten beklebt und zu jedem Eintrag ein Bild gemalt. Ich finde diese Art von Tagebuch immer noch wunderschön, es ist eine gute Möglichkeit Erinnerungen festzuhalten und mich selbst zu reflektieren. Allerdings habe ich für mich persönlich gemerkt, dass andere Formen noch viel besser zu mir passen. Ich möchte Dir gerne ein paar der Ideen vorstellen, die ich in den letzten Monaten ausprobiert habe:
- Ein eigenes Bullet Journal erstellen: Ich habe stundenlang im Internet nach Ideen für ein Bullet Journal gestöbert. Der Phantasie sind da von Gewohnheits-Trackern, Stimmungsbildern über Wochenplanern bis hin zu Seiten für die größten Träume, Buchwunschlisten oder Reisezielen keine Grenzen gesetzt. Und es gibt auch tolle fertige Bullet Journal in jeder Buchhandlung zu kaufen.
- Ein Dankbarkeits-Tagebuch: Jeden Morgen und jeden Abend halte ich kurz inne und schreibe fünf Dinge, Menschen, Erlebnisse oder Orte auf, für die ich dankbar bin. Dieses Ritual ist wirklich wunderschön und macht mich einfach glücklich.
- Intuitives Schreiben: Beim intuitiven Schreiben versuche ich meinen Kopf für eine Weile auszuschalten und „mein Herz schreiben zu lassen“. Die Sätze müssen weder Sinn ergeben, fertig formuliert oder grammatikalisch richtig sein. Alles darf raus, genau so wie es kommt.
- Tagebuch in Stichpunkten: Wenn ich mal in Eile bin, mache ich mir gerne einfach Stichpunkte von dem, was mir grade auf dem Herzen liegt. Denn ich weiß, dass das was mich wirklich tief berührt nicht ausformuliert werden muss, weil es ein Teil von mir ist und manchmal nur einen kleinen Anstoß braucht um wieder ans Licht zu kommen.
- Sprachnachrichten an mich selbst: Auf Reisen liebe ich es, mir selbst zu erzählen, was ich erlebe und was mir durch den Kopf geht. So fange ich auch gleich noch alle Geräusche, die Stimmung und meine glückliche Stimme mit ein.
Ich habe einmal zwei mögliche Formen für Dein Tagebuch gemalt. Vielleicht spricht Dich ja etwas an und schenkt Dir Kraft:


Meine Versprechen an mein Tagebuch
Um nicht in die fiese Endlosschleife aus Druck, Vergleichen und Frustration abzurutschen habe ich für mich ein paar Versprechen an mein Tagebuch formuliert. Das sind meine Grundsätze, die ich mir immer wieder in den Kopf rufe:
- Ich verspreche Dir, dass Du so sein darfst wie Du bist, mit allen Farbklecksen, durchgestrichenen Wörtern, Rechtschreibfehlern und kitzeligen Zeichnungen.
- Ich verspreche Dir, dass ich ganz ehrlich zu Dir bin und mich dir mit all meinen fröhlichen aber auch traurigen und ängstlichen oder wütenden Seiten zeige.
- Ich verspreche Dir, dass ich Dich so oft es geht bei mir habe, aber auch Abstand nehme, wenn ich grade einmal eine Auszeit und Raum für mich brauche.
- Ich verspreche Dir, dass ich in der Zeit, die wir zusammen haben ganz anwesend bin.
- Ich verspreche Dir, dass ich zulasse, dass wir beide uns verändern können. Und, dass wir immer darauf achten, was uns grade gut tut.
- Ich verspreche Dir, dass ich Dich niemandem zeige und meine Worte so bei Dir sicher sind.
Ich hoffe ich konnte Dich damit vielleicht ein wenig inspirieren. Aber mach Dir bitte keinen Druck und finde Deinen ganz eigenen Zugang zum Tagebuch schreiben. Auch wenn das vielleicht bedeutet gar keinen Zugang zu haben.
Ganz viel Liebe und Kraft
Deine Sarah