Hey,
Schön dass Du mich auf meiner KraftReise begleitest.
Diese kleine Meditation habe ich in dieser Woche in meiner Ausbildung gemacht. Sie hat mir genau das gezeigt, was mich im Moment beschäftigt:

Schließe Deine Augen und atme ein paar Mal tief durch. Konzentriere Dich darauf, wie sich Dein Körper in diesem Moment anfühlt. Wie geht es dir grade? Wie fühlst Du Dich?
„In meinem Körper kribbelt es – so als wäre ich aufgeregt. Ich bin etwas traurig. Vielleicht habe ich auch Angst. Aber ich bin auch glücklich und freue mich darüber, an welchem Punkt ich inzwischen stehe.“
Und jetzt stelle Dir vor, wie aus Deinem Inneren eine Blume wächst. Die Blume enthält alles, was Du grade bist. Wie sieht Deine Blume aus?
„Ich sehe eine Rose. Im Inneren ist sie hellgelb. Die Farbe wandelt sich zu den Blütenblättern hin in ein warmes orange und schließlich in ein kräftiges Rot. Die äußeren Blütenblätter sind schon leicht welk. Sie scheinen bald abzufallen. Aber aus der Mitte der Rose wachsen auch neue, starke Blüten.“
Deine Blume hat eine Botschaft für Dich. Was möchte Dir die Rose mitgeben?
„Lass das Alte los. Das, was langsam verwelkt und eigentlich nur noch eine Last für Dich ist. Schenke dem Neuen, das grade entsteht Deine Energie und Zuwendung, damit es wachsen kann. Eine Zeit lang wirst Du nicht viele sichtbare Blätter haben. Aber dadurch kannst du bald in voller Schönheit blühen, bis auch diese Blätter wieder welken und Du erneut neu wachsen kannst.
Veränderungen zulassen
Veränderung bedeutet für mich immer auch Altes hinter mir zu lassen. Und das fällt mir wirklich schwer. Es kommt mir manchmal so vor, als würde ich dadurch einen Teil von mir verlieren. Und so halte ich viel zu oft an Vergangenem fest, obwohl ich längst merke, dass es mir nicht mehr guttut. Das können Gegenstände, Statussymbole, Freundschaften, Orte, meine Rollen oder Charaktereigenschaften sein. An ihnen festzuhalten gibt mir Sicherheit. Auch wenn sie mich nicht erfüllen, sind sie mir immerhin vertraut. Und so bin ich lange Zeit lieber beim Alten geblieben, anstatt das Risiko einzugehen mich ins Unbekannte zu wagen.
Allerdings wird die Schwere, die diese welken Blätter in mir auslösen immer stärker und ich bin nicht länger bereit dazu, ihre Last zu tragen. Das Leben, das ich in den letzten Jahren erlebt habe, hat mich nicht erfüllt. Es hat mich eher ausgezehrt als gestärkt. Ich möchte mich verändern. Das bedeutet für mich, dass es Zeit ist Vergangenes gehen zu lassen, um Platz für Neues zu schaffen.
„Ich kann nicht erwarten, dass sich mein Leben verändert, wenn ich jeden Tag dasselbe denke, mich so verhalte, wie ich es immer tue und die gleichen Entscheidungen treffe. Um etwas zu verändern, muss ich bereit sein aktiv zu werden und wirklich etwas anders zu machen.“
Veränderung im Innen
Als ich vor einem Jahr ins Krankenhaus eingewiesen wurde habe ich mich innerlich komplett leer gefühlt. Hättest Du mich gefragt, wer ich bin oder was ich mir wünsche – Ich hätte Dir keine keine Antwort geben können. Alles was ich wusste war, dass ich so nicht mehr weitermachen konnte. Ich habe viel Zeit gebraucht, um wieder eine Beziehung zu mir aufzubauen. Und noch länger, um mich selber so annehmen zu können, wie ich bin. Auch heute kann ich das noch nicht komplett. Es fällt mir zum Beispiel unglaublich schwer mir selbst zu vergeben, wie viele Schmerzen ich bei mir, meiner Familie und meinen Freunden in den letzten Jahren durch meine Krankheit verursacht habe. Aber ich arbeite immer weiter daran mich selbst bedingungslos wertzuschätzen. Denn ich weiß inzwischen, dass die Liebe zu mir selbst von Nichts abhängig ist und ich so wie ich bin wertvoll bin.
Ich habe mich in den letzten Monaten sehr verändert. Wenn ich mich an mein Ich vor einem Jahr erinnere, bin ich einfach nur dankbar, dass ich heute lachen kann. Ich hätte das damals nicht für möglich gehalten. Diese alte Sarah, die so sehr an sich selbst gezweifelt und ihren Wert im Außen gesucht hat, die nie genug für sich war und perfekt sein wollte, um sich selbst lieben zu können, liegt hinter mir. Ich mag es nicht, wenn jemand zu mir sagt: „Ich freue mich, wenn Du wieder ganz die Alte bist“. Ich möchte diese Alte nicht sein. Ich bin einfach Ich, was auch immer das heute, morgen oder in einem Jahr bedeutet. Ich werde Stück für Stück alle Masken und Rollen loslassen, mich von meinen alten Glaubenssätzen verabschieden und herausfinden wer ich sein kann, wenn ich nicht mehr jemand bestimmtes sein möchte.

Veränderung im Außen
In der ersten Hälfte der Woche war ich ziemlich niedergeschlagen. Nach einem langen Hoch kam das erste Tief, in dem ich unzufrieden war, an mir gezweifelt habe und auf nichts so richtig Lust hatte. Ich brauchte dringend einen Ortswechsel und andere Menschen um mich herum. Deswegen bin ich zurück zu meinen Eltern und meiner Schwester gefahren. Diese Veränderung in der Umgebung hat mir geholfen zur Ruhe zu kommen und mich neu zu sortieren. Dadurch konnte ich „das Tief“ ganz anders wahrnehmen und bin inzwischen vollkommen okay damit, dass ich mich grade ein bisschen mehr zurückziehen und die Eindrücke der letzten Wochen verarbeiten will. Die Veränderung im Äußeren hat mir ermöglicht mein Inneres aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen.
Körperveränderungen
Langsam verändert sich mein Körper. Er ist zwar noch weit von einer gesunden, weiblichen Form entfernt, aber natürlich sehe nicht mehr so aus wie mit zehn Kilo weniger. Jede körperliche Veränderung bedeutet ein Stück Identitätsverlust für meine Magersucht. Die Essstörung hat sich über viele Jahre wie meine Identität angefühlt. Diese Identität loszulassen ist für mich mit Angst verbunden. Ich kenne diese Angst inzwischen sehr gut und habe Strategien entwickelt ihr entgegenzutreten, damit sie nicht die Kontrolle über mich übernimmt. Denn auch die Magersucht ist ein Teil von dem alten Ich, das ich hinter mir lassen möchte.
Eine dieser Strategien ist die Bewertung der Körperveränderungen zu unterbrechen, indem ich hinter jeden auf meinen Körper bezogene Aussage gedanklich einen dicken Punkt setze.
„Mein Körper verändert sich. Punkt. Mein Bauch wölbt sich nach dem Essen, weil mein Magen sich weitet. Punkt. Man sieht meine Hüftknochen nicht mehr, wenn ich stehe. Punkt. Meine Oberschenkel sind muskulös. Punkt. Ich passe wieder in diese Hose. Punkt.“
Die nächste Übung passt gut im Anschluss an den dicken Punkt. Ich frage mich selbst, was ich durch die Veränderung gewinne. Ich kann zum Beispiel ohne Schmerzen auf dem Bauch liegen. Ich kann Treppen laufen, ohne aus der Puste zu kommen. Meine Schwester massiert mich wieder. Ich kann mir hübsche neue Hosen kaufen und so weiter. Dadurch richte ich meinen Fokus vom Verlust zum Gewinn und lerne die Schönheit in der Veränderung zu sehen.
Es hilft mir auch in den Momenten, in denen die Körperveränderungen Unbehagen in mir auslösen an mein „Glas der Selbstliebe“ zu gehen. Das ist ein Glas voller Komplimente. Ich habe auf kleinen Zetteln aufgeschrieben, was ich an mir mag (egal ob äußerlich oder innerlich) und wofür ich meinem Körper dankbar bin. Wenn ich einen dieser Zettel ziehe, erinnert mich das daran, welches Wunder mein Körper ist und wie viel Gutes in mir steckt. Ich würde gerne jedem Menschen ein solches Glas schenken, es kann wirklich Wunder wirken (und ist auch eine tolle Geschenkidee).
Ähnlich gehe ich auch mit Gewichtsveränderungen um. Ich sage inzwischen nicht mehr gerne „Ich habe zugenommen,“ sondern „Mein Gewicht verändert sich“, um die negative Verknüpfung aufzulösen. Und ich schmeiße innerlich bei jedem Gramm die Konfettikanone an und feiere eine kleine Party. Mein Türsteher sorgt dafür, dass die Zweifel vor der Tür warten müssen.
Wenn es mal nicht so gut klappt
Natürlich wünsche ich mir, dass ich mich ständig meinen Ängsten gegenüberstelle und jeden Kampf gewinne. Aber die Realität sieht anders auch. Ich stolpere, mache Fehler, verhalte mich doch nicht so wie ich es eigentlich will und bin ab und zu alles andere als mutig. Und das finde ich auch gut so. Denn nur aus Fehlern kann ich lernen. Es ist nicht fair, von mir zu verlangen, alles sofort zu können. Ich bin nicht von heute auf morgen erleuchtet und lebe ununterbrochen mein Traumleben. Aber anstatt mich deswegen selber zu bestrafen und fertig zu machen, versuche ich liebevoll mit mir selbst umzugehen. Ich feiere mich dafür, dass ich auch mal Fehler mache und tue mir dann erst recht etwas Gutes, damit ich mit doppelter Kraft in die nächste Situation gehen kann. Ich möchte meinen Blick nach vorne richten und mich nicht über den Stein ärgern, über den ich vor zehn Metern gestolpert bin. Er hat mich gelehrt achtsamer auf meine Schritte zu achten, während ich mich weiter verändere und unbekannte Wege gehe.
Mein Mutausbruch
Die Schokolade war wirklich lecker, auch wenn ich sie um ehrlich zu sein an zwei Tagen nicht gegessen habe. Wie gesagt, ich bin nicht immer mutig. Aber ich bin trotzdem stolz auf die fünf Male, an denen es geklappt hat.
Und ich genieße es total, mir im Alltag immer wieder kurze Pausen zu nehmen, um mich hinzulegen und zu meditieren. Dafür bin ich sehr dankbar, denn das wäre vor ein paar Monaten für mich noch unmöglich gewesen. Ich hatte wirklich Angst davor, dass etwas Schlimmes passiert, wenn ich mich entspanne. Jetzt weiß ich, dass ich es im Gegenteil liebe und nicht mehr darauf verzichten möchte.
So, und das ist mein Mutausbruch für die neue Woche:

Ein paar letzte Gedanken
Gibt es auf dieser Welt überhaupt etwas Festes, etwas was immer konstant ist? Oder ist nicht alles ständig im Wandel? So wie die Jahreszeiten im ewigen Kreislauf von Kraft tanken, Wachsen, Blühen und Loslassen? Warum habe ich also Angst davor Veränderung zuzulassen? Ist nicht grade die Veränderung das, was mich lebendig macht?
Ich wünsche Dir eine tolle Woche!
Ganz Liebe Grüße,
Deine Sarah